Die Fallmethode für den universitären Unterricht wurde an der Harvard Business School entwickelt, und dann in vielen anderen Wirtschaftsfakultäten und Fakultäten für "public policy" (z.B. Harvard Kennedy School) adaptiert. Sie wird dazu genutzt die Kunst des Entscheidens in schwierigen und beladenen Angelegenheiten zu lehren, und dabei durch stichhaltige und transparente Analyse miteinander konkurrierende Zielvorstellungen zu vereinbaren. Die Methode baut auf gut dokumentierte Materialien (Fällen) auf, die reale strategische Entscheidungen aus der Vergangenheit beschreiben. Diese Materialien beinhalten Informationen über den historischen und institutionellen Kontext, in dem sich die Problemstellung entwickelt hat, Einblicke in die konkurrierenden Zielvorgaben von Stakeholdern, sowie multiple Datensätze, um quantitative Analysen zu ermöglichen. Begleitet von der Lehrperson identifizieren die Studierenden gemeinsam die wichtigsten Themen, die in die anstehende Entscheidung einbegriffen sind, sowie die Schlüsselfaktoren und die zu analysierenden Fragen. Einzeln und in Gruppen gelangen die Studierenden zu Entscheidungen, die sie dann begründen und verteidigen. Schliesslich können sie ihre eigenen Entscheidungen mit denen, die im realen Fall getroffen wurden vergleichen. Unser Ziel ist es Material für eine Reihe von Fällen zu entwickeln, welches für die ETH im Zusammenhang mit einem 6 CP Kurs für Studierende in Umwelt Policy nutzbar ist. Unsere ersten Fälle werden wahrscheinlich folgende beinhalten: die Entscheidung, ob die Wasserqualität im Sempachersee (Schweiz) wiederhergestellt werden soll; wie auf Information die möglicherweise ein unmittelbar bevorstehendes Erdbeben in L'Aquila (Italien) anzeigt reagiert werden soll; ob die Gemeide Schönau (Deutschland) das Elektrizitätsnetz von der Privatfirma die es derzeit betreibt erwerben soll; und on der Kanton Bern die Höhe des Damms am Grimelsee heraufsetzen soll. Diesen Fällen ist als Auswahlkriterium gemein, dass jeweils mehrere Umweltziele auf dem Spiel stehen, sowie dass eine grosse Menge wissenschaftlicher Analysen für die jeweilig anstehende Entscheidung zur Anwendung gebracht werden können. Eins unserer Schlüsselziele ist zugleich eine Innovation: Studierenden mit einem starken Hintergrund in den Naturwissenschaften durch wiederholtes Erfahrungslernen einen Einblick zu ermöglichen, in wieweit wissenschaftliche Analysen Entscheidungen leiten können, und wann wichtige Entscheidungskriterien möglicherweise tatsächlich unabhängig von wissenschaftlichen Erkenntnissen sind.